János Darvas - Projects 2002


B r u n o  W a l t e r

Ein Film von János Darvas

Bruno Walter

Der Film portraitiert Bruno Walter, einen der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Sechzig Jahre lang prägte Bruno Walter das Musikleben in den Metropolen Europas und der Vereinigten Staaten. Die Konzerte, die er zusammen mit den wichtigsten Orchestern und Solisten in aller Welt gab, hinterließen unvergessliche Eindrücke, und seine Schallplattenaufnahmen besitzen zeitlose Gültigkeit.

Bruno Walter kam 1876 als Sohn einer jüdischen Berliner Familie zur Welt. Schon 1894, als 18-jähriger, wurde er Assistent von Gustav Mahler am Hamburger Stadttheater. Die Begegnung mit Mahler gab den entscheidenden Impuls für seine spätere künstlerische Entwicklung. Nach Stationen als Kapellmeister in Breslau, Preßburg, Riga und Berlin arbeitete Bruno Walter ab 1901 als Dirigent an der Wiener Hofoper, wiederum unter der Direktion von Gustav Mahler. Bis 1912 blieb er k. k. Kapellmeister in Wien und gab gleichzeitig seine ersten internationalen Gastspiele. Nach dem Tod von Gustav Mahler (1911) wurde Bruno Walter in aller Welt zum Botschafter von Mahlers Musik. Das Lied von der Erde und Mahlers 9. Sinfonie wurden 1911 und 1912 unter der Leitung von Bruno Walter postum uraufgeführt.

Die Jahre von 1913 bis 1922, in denen er in München Bayerischer Generalmusikdirektor war, betrachtete Bruno Walter später als eine der künstlerisch fruchtbarsten Phasen seines Lebens. In diese Zeit fallen unzählige Sinfoniekonzerte und Opernproduktionen, wichtige Uraufführungen (unter anderem Pfitzners Palestrina) und gefeierte Auftritte als Pianist und Liedbegleiter. 1923 dirigierte er zum ersten Mal in New York - ein Debüt, das den Grundstein zu Walters jahrzehntelangem Wirken in den Vereinigten Staaten legte. 1925 folgte das erste Engagement bei den Salzburger Festspielen, wo er bis 1937 ebenfalls entscheidende Akzente setzte.

Von 1925 bis 1929 war Bruno Walter Chefdirigent in Berlin, von 1929 bis 1933 als Nachfolger von Furtwängler Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten ging er nach Österreich, wo er mit den Wiener Philharmonikern zahlreiche Schallplattenaufnahmen machte und mehrere Jahre künstlerischer Direktor der Wiener Staatsoper war. Gleichzeitig nahm die Zahl seiner weltweiten Auftritte als Gastdirigent immer weiter zu. Nach dem Anschluss Österreichs lebte Bruno Walter von 1938 bis 1939 in Lugano in der Schweiz und dirigierte unter anderem beim Luzern Festival.

1939 übersiedelte Bruno Walter nach Amerika und bezog mit seiner Familie ein Haus in Beverly Hills. Während der gesamten 40-er und 50-er Jahre gehörte er in den USA zu den renommiertesten und populärsten Dirigenten. Er arbeitete mit fast allen großen amerikanischen Orchestern und dirigierte ab 1941 auch an der Metropolitan Opera. Regelmäßig produzierte er Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen - eine Tätigkeit, die ihm besonders am Herzen lag. Seine berühmtesten Einspielungen entstanden zunächst mit dem New York Philharmonic Orchestra, später vor allem mit dem Columbia Symphony Orchestra. Nach dem zweiten Weltkrieg dirigierte Bruno Walter, längst eine legendäre Figur des internationalen Musiklebens, auch wieder häufig in den Konzertsälen Europas. Er starb 1962 in Beverly Hills.

Wie bei kaum einem anderen Dirigenten verbinden sich im Lebenswerk von Bruno Walter Tradition und Moderne: Am Beginn seiner Karriere arbeitete er in Berlin und Wien an den Hofopern von Kaiser Wilhelm II. und von Kaiser Franz Joseph, in seinen letzten Lebensjahren nahm er in den New Yorker Studios der CBS mit modernster Technologie Stereo-Schallplatten auf. Gleichzeitig gehörte Bruno Walter zu den vielseitigsten Musikern seiner Zeit: Er war ein herausragender Mozart- und Mahler-Interpret, er dirigierte Bach und Händel mit dem gleichen Engagement wie Korngold oder Strauss, und er war darüber hinaus Pianist und Pädagoge, Schriftsteller, Musikmanager und Opernproduzent. Zudem stand Bruno Walter, belesen und hochgebildet, mit zahlreichen Größen des Kulturlebens in engem, oft freundschaftlichem Kontakt: nicht nur mit Musikern wie Mahler, Rachmaninoff, Bartók oder Toscanini, sondern auch mit Sigmund Freud und Max Reinhardt, mit Arthur Schnitzler, Stefan Zweig und Thomas Mann.

Der Film zeichnet die wichtigsten Stationen im Leben von Bruno Walter nach.

Dabei werden Bild- und Tondokumente aus europäischen und amerikanischen Archiven herangezogen, vor allem zahlreiche Filmausschnitte, in denen Bruno Walter im Gespräch, bei Proben und bei Konzertauftritten zu sehen ist. Auch in Zitaten aus seinen Briefen und Büchern kommt Bruno Walter zu Wort, und natürlich werden an vielen Stellen des Films Passagen aus seinen bedeutendsten Rundfunk- und Plattenaufnahmen zu hören sein.

Michele Selvini, ein ausgewiesener Kenner des Lebens von Bruno Walter, berichtet über den Menschen und über den Musiker Walter. Selvini gibt uns Einblick in seine reiche Privatsammlung und führt uns in Wien, München, Salzburg und Lugano an einige Stätten, die mit dem Namen von Bruno Walter verbunden sind.


Fachberatung
Michele Selvini

Kamera
Bodo Kessler

Schnitt
Christoph Hermann

Produktion
METROPOLITAN
München
2002

Länge: 53 min.
Format: Digital Betacam
 4:3 stereo

Erstsendung: ORF 2 - 1. Dezember 2002


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